Jörg Immendorff war ein deutscher Maler, Grafiker und Bildhauer. Er zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart mit weltweiter Anerkennung.
Am 14. Juni 1945 wurde Jörg Immendorff in Bleckede bei Lüneburg geboren. Seine Kindheit wurde überschattet von der Trennung seiner Eltern, bei der er gerade elf Jahre alt war und die ihn stark prägte. Zu seiner Mutter hatte er zeitlebens ein sehr enges Verhältnis, während das Verhältnis zum Vater distanziert blieb. Dennoch war dessen Selbstmord 1974 für Immendorff erneut traumatisierend. Im Jahr 1963 studierte Immendorff zunächst Bühnenbild an der Kunstakademie Düsseldorf unter Teo Otto. Ab 1964 wechselte er jedoch zur Kunst in die Klasse von Joseph Beuys. Es war auch Beuys, der Immendorff im August 1965 zu dessen erster Einzelausstellung bei der renommierten Galerie von Alfred Schmela (1918-1980) in Düsseldorf verhalf.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Chris Reinecke (geboren 1936) entwickelte Immendorff „Lidl“, ein Kunstprojekt, das Elemente von „Konzept-Kunst“, „Aktions-Kunst“ sowie des „Neo-Dada“ aufweist. Sie waren sich 1964 an der Kunstakademie begegnet und heirateten 1965. „Lidl“ verstanden sie als „Plattform für die Arbeit und die Zusammenarbeit der wahren Kräfte in Kunst und Politik“ (Lidl Manifest). Immendorff sorgte bei seiner ersten „Lidl“-Kunstaktion für großes Aufsehen, indem er sich einen schwarz-rot-goldenen Klotz ans Bein band und damit bis zum Einschreiten der Polizei vor dem Bundestag auf und ab lief. Seine provokanten neodadaistischen Aktionen führten 1969 schließlich zu einem Verweis von der Akademie. Jörg Immendorff trat in die KPD ein und engagierte sich für deren politische Ziele, zum Beispiel durch die Gestaltung von Flugblättern. Seinen Lebensunterhalt bestritt der Künstler in diesen Jahren als Hauptschullehrer.
Bereits als junger Künstler wird Jörg Immendorf in den Jahren 1972 und 1982 zur Teilnahme an der documenta in Kassel eingeladen. Immendorff nimmt auch an der Biennale in Venedig in 1976 teil. Dort verteilte er einen Redetext, in dem er für internationalen Künstleraustausch und gegen das antidemokratische System in der DDR protestierte.
In den 70er Jahren entwickelte der Künstler Jörg Immendorff eine betont gegenstandsbezogene Formensprache mit symbolischen, kunsthistorischen und politischen Anspielungen. „Jedes Immendorff-Bild ist die kritische Darstellung einer kulturpolitischen Situation“, schreibt Lorand Hegyi über den Künstler, dessen Bilder heute zum Bestand der bedeutendsten Museen der Welt gehören.
Durch die Freundschaft mit dem 1976 noch in der DDR lebenden Maler A.R. Penck (eigentlich Ralf Winkler) entwickelte der Maler und Bildhauer Jörg Immendorff eine Historienmalerei, die das Thema der deutschen Teilung reflektiert und kritisch betrachtet. In diesem Jahr begann er die Serie der sechzehn großformatigen Bilder „Café Deutschland“. Die figurenreichen Szenen spielen sich auf einem bühnenartigen Raum ab und wurden von Renato Guttusos „Caffè greco“ inspiriert. Als Vorbild für die Räume in den „Café Deutschland“-Bildern diente die Düsseldorfer Diskothek „Revolution“, deren fiktive politische und kulturelle Gäste den damaligen Ost-West-Konflikt symbolisieren.
Mit den „Café Deutschland“-Gemälden und der gleichnamigen Ausstellung im März 1982 in der Kunsthalle Düsseldorf erfuhr Jörg Immendorff seinen Durchbruch auf dem Kunstmarkt. In der Folge stellte er in renommierten Galerien und Museen in vielen Ländern der Welt sowie bei verschiedenen wichtigen internationalen Kunst-Events aus.
Eine viel beachtete Ausstellung war 2001 die Ausstellung in St. Petersburg und die Ausstellung 2002 in China. Ausstellungen erfolgten des Weiteren 2018 in der Rathaus Galerie Balingen und 2014 in der National Galerie Berlin. 2006 erhielt er den Bambi Kunst sowie den Goslarer Kaiserring.
Eine der letzten Arbeiten Immendorffs war ein Kanzlerportrait von Gerhard Schröder. Es hängt bis heute im Kanzleramt. Außerdem illustrierte Immendorff die BILD-Bibel, die deren Chefredakteur Kai Diekmann 2006 auf der Leipziger Buchmesse präsentierte. Immendorffs Gemälde „Verwegenheit stiften“ hängt seit vielen Jahren im Büro von Wolfgang Schäuble.
1997 erfuhr Immendorff, dass er an ALS (amyotrophe Lateralsklerose), einer tödlichen Nervenkrankheit erkrankt war. Diese Nervenkrankheit befällt die Muskulatur der Gliedmaßen, die nach und nach ihre Funktion verlieren. In Auseinandersetzung mit seiner Krankheit sowie bedingt durch zunehmende körperliche Einschränkungen änderte Immendorff seinen Malstil. Die zuvor mit satten Farben und kraftvollem Strich gemalten, übervollen Motive, wichen fragilen Strichen und pastellfarbenen, entleerten Bildräumen. Seine Themen wurden Vergänglichkeit und Tod, oftmals in Interpretation von Bildern der Renaissancemalerei.
Am 28. Mai 2007 starb Jörg Immendorff infolge eines durch die Krankheit verursachten Herzstillstandes.